Die Sicherheit der Zukunft
An
Herrn Dr. Diesch W, Hamburg
Bremen, den 31.10.1995
Betr.: DASA/DA-Problematiken / Auswirkungen
Sehr geehrter Herr Dr. Di....,
...am 30.10.1995 konnte ich Sie anlÄßlich einer Bereichsversammlung in Bremen "kennenlernen". Ich bin ein Mitarbeiter Ihres Bereichs.
TatsÄchlich haben Sie in der Art Ihres Frage- und Antwort- Dialogs die Möglichkeit dargestellt, daß es einen Dialog mit einem GeschÄftsführer geben kann, ohne daß dieser Dialog in Polemik oder Sachferne rücken muß.
Da ich privat eine recht aufschlußreiche Informationsquelle (u.a. auch in Bezug auf Entwicklung der Arbeitsumfeldes) durch die Kolloquien der "Alfred Herrhausen Gesellschaft" habe, sind mir Ausführungen und Erkenntnisse, die einen sachlich begründbaren Wahrheitsgehalt haben immer von großem Wert.
Aus Ihren Antworten habe ich entnommen:
1.Es gibt für keinen Menschen oder Plan Planungssicherheit.
2.Die Anzahl der beschÄftigten Personen (Menschen!) und der europÄische Flugzeubau steht und fÄllt tatsÄchlich durch den US-Dollar. Der hieraus entwickelte Dreisatz ist Planungsgrundlage für Personalrechnungen.
3.Ihre Aussage, daß eine Unternehmung "betriebswirtschaftlich" denken muß, ist
logisch, einleuchtend und unstrittig. Die Kostenrechnungen sind sogar in einem
Privathaushalt unerlÄßlich, wenn auch von mehr echter überlebensbrisanz geprÄgt!
4. Meine Frage nach einer "volkswirtschaftlichen Verantwortung eines Unternehmens" (hier Daimler-Benz) und dem Zusammenhang zwischen Entwicklungs-Subventionen (Kein Geschenk!) und stattlichen StaatsauftrÄgen sowie der Kostenverschiebung von Personal (Menschen!) haben Sie beantwortet, so wie ich es verstanden habe.
5. Die Frage nach Verrechnung von außertariflichen Leistungszulagen (ebenso
Urlaubgeld, Weihnachtsgeld etc.) die Sie nicht abschließend beantworten konnten,wurde heute, also einen Tag spÄter, öffentlich deklariert mit Unterschrift von
Dr. Humbert (mögliche Anrechnung...)
Dazu der bekannte Slogan: LEISTUNG soll sich wieder lohnen!
6. Der unfaßbare "Trost", daß ich (wie meine Kollegen/-Innen) innerhalb der nÄchsten zwei Jahre für durchschnittlich 1300,-- DM echte Nettomehrbelastung im Monat nach Hamburg fahren soll, wurde von Ihnen lÄchelnd, offen und ehrlich serviert.
(Mehrkosten = 31% meines Nettogehalts und im Durchschnitt zwischen
30-40% je nach individuellem Fall) Ohne Einrechnung der Fahrzeit!!
Die Kostenbetrachtungen gebe ich Ihnen, auch auf Wunsch von H. Gan.., als Anlage zu diesem Schreiben. Hierbei gehe ich von meinem Fall aus.
Ich will Ihnen nun mit diesem Schreiben offen und ehrlich meine Vorstellungen und Ängste mitteilen, welche "Alternativen" sich für die Entwicklung dieses Staates, dessen Teil ja auch aus uns Menschen und der Firma Daimler-Benz besteht, planerisch entwickeln können. (Planungsunsicherheit eingeschlossen!)
Prognose 1
Wir befinden uns in einem Wirtschaftskrieg von noch nicht absehbaren und greifbaren Ausmaßen. (Globalisierungsbegriff)
Die Beispiele hierfür sind die Deutschland-Standort-Diskussionen, die drastischen Unternehmensentscheidungen, Menschen dem Staat zu überantworten, die Zunahme von schwerster WirtschaftskriminalitÄt und u.a. ganz besonders die IrrationalitÄt menschlicher Denkweisen und Entscheidungen.
Prognose 2
Die Anwendung von Technik und Automatisierung der Lebensumfelder erfahren einen irrationalen Einsatz, tragen zur Verschlechterung der LebensqualitÄt bei und fördern einen mathematisch geprÄgten menschlichen Umgang.
(Formel: Computer = Maschine = Mensch)
Prognose 3
Das "Holz" für unfriedliche Auseinandersetzungen wird unter intensiver Mithilfe von Lobbyisten, schwachen Politikern und entscheidungsmüden Managern sowie gewinngierenden Unternehmungen im Gegensatz zum Rest des Volkes (Arbeitslosen, Rentnern, SozialhilfeempfÄngern und dem weiteren "Rest" des Volkes) aufgeschichtet und der Zündfunke wird ursÄchlich durch menschenverachtende Maßnahmen unkontrolliert gezündet werden.
Ich bedauere dieses sehr und fühle eine persönliche Angst davor!
Die "Gilde" der Abzocker und Absahner, der Vorteilsnehmer, Steuerhinterzieher und "mafia-Ähnlicher" Organisationen geben ihren Anteil dazu.
Prognose 4
Die politische Landschaft und das politische Umfeld wird sich drastisch negativ und antidemokratisch entwickeln.
Nicht nur ich alleine formuliere die Angst für ein Umfeld, welches sich unkontrollierbar in lebensbedrohliche Formen entwickelt. Ihre Aussage zur Planungssicherheit macht mir Angst, daß meine bescheidenen Mittel und FÄhigkeiten nicht ausreichen eine Entwicklung zu verhindern, die wir hoffentlich alle nicht wollen. Hierzu benötigen wir die intensive Entwicklung und den Willen aller, Alternativen zu schaffen.
Die Alternative ist nicht die "Dreisatz-Rechnung" für Unternehmensentscheidungen!
Die Alternative ist nicht "betriebswirtschaftliche Zahlenspiele am Computer" und "Menschen-verschiebung" nach Formeln.
Wir benötigen die Zusammenarbeit und das positive Wirken aller Menschen und KrÄfte, um die überlebensprobleme zu bewÄltigen und natürlich können Sie, in Ihrer exponierten Stellung, einen großen Anteil dazu beitragen.
Prognose 5
Die Mittel der Staats-Wirtschafts-Steuerung (Subventionen / StaatsauftrÄge) werden sich wertmÄssig in großem Umfang verringern und als Steuerungsargument nur noch "politische" Bedeutung haben.
Besonders der riesige, undurchschaubare Schuldenblock macht den Staat bewegungsunfÄhig.
Wenn eine Unternehmung den Staat nutzt, so muß die Unternehmung dem Staat auch dienen und, ohne Frage, der Staat sind alle hierin lebenden Menschen und die Verantwortung hierfür hört nicht an Firmengrenzen oder nach Vollzug menschlicher "Aussonderungsmaßnahmen" auf.
Prognose 6
Für das Unternehmen Daimler-Benz wird es sehr schwierig sein, die Image-Verluste nach außen und die Motivations-Verluste innerhalb des Betriebs auszugleichen.
Aus der Unternehmensphilosophie der Firma Daimler-Benz ist zwar nicht erkennbar,ob sie jedes Negativ-Image verkraften kann, aber die Schaffung von Negativ-Meldungen zieht nach geschichtlichen Erkenntnissen niemals langfristig Erfolge nach sich.
MöGLICHE ALTERNATIVEN
Mir fehlen die Mittel und Möglichkeiten, ALTERNATIVEN umfassend zu untersuchen und darzustellen. Deshalb nenne ich hier nur einige Positionen, stichwortartig und unbewertet, die als Lösungseinstieg eingesetzt werden können.
1. Intensives Betreiben und Verhandeln zur Auflösung der US-Dollar-AbhÄngigkeit.
2. Verstaatlichung der Flugzeugindustrie. Vielleicht Zivil/MiltÄr trennen.
3. Arbeitsaufteilung (Job-Rotation, Job-sharing) Flexibilisierung von Arbeitsstellen und Arbeitsbedingungen.
4. Gesamtwirtschaftliches und ausgewogenes Denken und Handeln (Konzertierte Aktionen)
5. Nutzung moderner Arbeits- und Kommunikationsmittel und Vermeidung von ReisetÄtigkeiten
Ein tÄgliches Autobahn-Pendeln zwischen BRE und HAM ist nachweisbar unökologisch, unökonomisch und u.a von den Risiken her, irrational.
6.Innerbetrieblicher Totalabbau von Denk-Blockaden und persönlichen "Königreichen"
8. Nutzung von brachliegendem Know-How.
9. Ehrliche Kosten- und Gewinnübersicht des Unternehmens und Berücksichtigung der privaten Mitarbeiter-Kostenstruktur bei den Arbeitsbezügen. Beteiligungen.
10.Abbau unrealistischer Gewinnerwartungen auf allen Ebenen.
Die Alternative ist, eine rationale, auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der betroffenen Menschen eingehende Arbeitsteilung einzusetzen. Menschen, die alternativlos in die Enge getrieben werden und dadurch aus Wut handeln, können wir uns nicht erlauben!
Sie mögen erkennen, wie ich die Unternehmensproblematik mit dem Staat Deutschland verbinde, weil Staat ohne Unternehmungen und umgekehrt nicht existenzfÄhig sind.
Mir ist klar, wie unvollkommen dieses Schreiben für die Problemlösungen herhalten kann, die wir alle brauchen, aber dennoch, in einer Aussage fühle ich zu 99% Planungssicherheit. Die VerÄnderungen in unseren Umfeldern werden sich, wenn wir da nicht gegensteuern, explosionsartig (wie der Verlauf der Deutschen Einheit) allerdings ins Negative, vollziehen und dieses müssen wir, gemeinsam und ehrlich, mit allen Mitteln verhindern.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Saake
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