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Tiere



Ich schreibe so gerne einfach mal auf, was ich denke, auch wenn es nicht zu meiner derzeitigen Stimmung passt. So fallen mir Gedanken ein, die ich irgend wann einmal verwenden wollte, wenn ich sie dann wieder finde in meinem ganzen Trubel...

**

Die Rituale, wie man sich an etwas nähert, was ein fremdes Revier darstellt, sind sowohl vom Tier wie vom Mensch annähernd gleich.

Hier konnte ich mich an eine Begebenheit erinnern, die ich auch aufgeschrieben hatte.

    Der Löwe ist, als starkes, dominierendes Tier ohne Feinde, darauf angewiesen, eine Beute dennoch durch List und Schnelligkeit zu gewinnen. Ein katzenartiges Anschleichen gegen die Windrichtung und ein fast vollständiges Lärm vermeiden führt oftmals zum Ziel. Die Beute ist zum Hunger stillen, den körperlichen Hunger zur Existenzerhaltung.

    Katja lief schon ein paar Tage am Pool herum an dem sich auch niemand zeigte, der ihren Spaß erwecken konnte. Sie wollte Spass und Unterhaltung finden mit ihren sechs Jahren. Spielen, herum juchheien und mal ins Wasser platschen, aber alleine macht das alles keinen so richtigen Spaß.

    Nach drei Tagen der kindlichen Einsamkeit konnten auch die beiden Elternteile keine Beschäftigung erfinden, die Katja auch nur annähernd ausfüllen würde.

    Am vierten Tag wurde es lebendiger um den Pool.

    Aus dem Tross der ankommenden Urlauber löste sich eine Familie mit einem etwa 10-jährigen Sohn und belegte gleich morgens drei Liegen, aber nicht wie üblich mit mitgebrachten Handtüchern, sondern indem sie Schirm und die Liegen von den anderen trennte um somit eine geschlossene unangreifbare Einheit zu formten.

    Die Situation am Pool entsprach wohl vielen Situationen an vielen Pools der Welt. Verschiedene Sprachen, Berührungsängste, Sprachlosigkeit und das Gefühl jeder ist sich sowieso einsam in seiner Person.

    Was auch immer sich als Grund für eine Annäherung der verschiedenen Charaktere finden lässt, war das Gefühl etwas machen zu müssen. Etwas, was den Alltag mit Sinn erfüllt, etwas, was sich als ein kleines, ungewöhnliches Ereignis ausmacht, was sich erzählen lässt in der Zukunft.

    Da gibt es die Sehnsucht aller Lebewesen, dem Drang nach Erlebnis einen Kick zu geben. Sprache und Gestik ist eines der entscheidenden Momente sich zu bewegen, andere anzuregen es nachzu-machen oder mitzumachen.

    Ja, das Schöne ist der Erfolg der Aktion. Katja hatte sich ein kunterbuntes Handtuch um ihren Körper gewunden. Beim Gehen zipfelte das Ende des Badetuchs auf dem Boden, schwipp, schwipp, mit jedem Schritt und der Weg zur Annäherung begann schon mit dem Umlegen des Handtuchs.

    Keiner belegte den Pool. Die Eltern und der kleine Junge gingen schwimmen und danach wurde die Situation verhaltensähnlich. Das leichte Wippen des Handtuchs übertrug die vorsichtige Annäherung Katjas.

    Ein leichtes mädchenhaftes, sicherlich unver-fälschtes Tänzeln bis zur Liege des Jungen, der sich nach dem Bad in die Sonne gelegt hatte. Der Junge, ungerührt mit seinem MP3-Player beschäftigt, zeigte keine Regung des Erkennens oder der Kontaktfreude. Wie Jungen eben so sind!

    Keine Rührung, als Katja wie eine Katze um die Liege herumschlich, Blicke, links herum, rechts herum, zurück, sehen, schief blicken, unruhevoll, verhalten und immer gespannt auf Reaktion hoffend.

    Katja verfolgte die leisen Regungen, bereit zum Zustoßen, den Kontaktaufbau und die erste Rührung annehmen und darauf das zerbrechliche Gebäude der Annäherung entstehen lassen.

    Wahrlich, eine Kunst, die sich aus der natürlichen Entwicklung ergeben muss. Nicht Täter, Opfer, nicht Existenzsorge, sondern einfach Lust an der Annäherung, dem Spaß zu geben, was er fordert.

    Schnelle Unverbindlichkeit, Schwelle der intimen Verletzlichkeit austarieren.

    Noch einmal herum um den Kopf des jungen Mannes. Einmal kurz durch den Rettungsring geblickt, der dort am Baum hängt. Den Kopf mit den Locken hin- und her gebogen und leicht von einem Bein auf das andere balanciert, aber keine Regung des MP3-Knaben.

    Danach Katja wieder zurück zum Pool, fast unbeteiligt und mit Ignoranz gepaart, das lange bunte Handtuch wippte weiterhin zipfelig am Boden. Der nächste Versuch der Annäherung ist aber schon im Ansatz erkennbar.

    Seitwärts schauend vorbei geschwebt, den Blick erhoben und leicht desinteressiert und wieder von der anderen Liegenseite an den Kopf der Liege, dann etwas suchend zwischen die Liegen geschraubt und die erste Armberührung provoziert, ganz unvor-bereitet, ohne einen direkten Willen zu erkennen, aber der Erfolg der Annäherung spricht für sich.

    Und dann das erste Gespräch...

    Hast Du Lust zu spielen?

    Was denn?

    Na, Krieg, oder rennen?



**

...die Menschen sind die seltsamsten Lebewesen, die ich kenne.

Sie sind ausgestattet mit einem Kopf aus feinsten Zutaten, wie Augen, Ohren, Nase und Mund und Gehirn ...leider Nutzen sie alles nur um sich mit der Zeit gegenseitig umzubringen.

Anstatt sich mit allen Zutaten ein schönes und angenehmes Leben zu schaffen, machen sie sich lieber alles schwieriger und schwieriger.

Sie haben mit ihrem Gehirn Dinge geschaffen, die einfach genial sind, doch gleichzeitig schaffen sie auch Dinge, die all dieses in Sekunden zunichte machen können.

Dies ist ein sehr seltsames Verhalten.

Am liebsten geben sie dafür einem Gott die Schuld, als sich selber darum zu kümmern, es anders zu machen...

**

...wenn man Worte dafür sucht, wie man helfen kann, so fallen einem viele Worte und Sätze ein, die man wieder fort schiebt und andersherum wieder hervorkramt. Dann stellt man fest, wie wenig hilfreich doch manches ist.

Auch so wenig hilfreich, weil man sich nicht in einen anderen Menschen hineinversetzen kann, also seine Gedanken erkennen und sich danach dann verhalten... das geht einfach nicht, weil es nur Versuche bleiben zu verstehen... das geht einfach auch nicht, weil man zu sehr befangen ist in seinen eigenen Gedanken und den Umständen, die ja ein jeder anders hat.

Was mir zu den Geschichten einfällt, die jemanden bedrücken ist einfach nur meine eigene Lebens-Philosophie, also mein Denken, wie alles in unserer Existenz zusammenhängt und unsere Gefühle erfreut und auch verletzt. Das Leben besteht ursächlich, nach meinem Denken, immer und immer wieder aus zwei Gegensätzen, die sich einander ergänzen.

Das herauszufinden, in welcher Phase und Stufe der Gegensätze man sich jeweils befindet, ist eine Möglichkeit auch die negativen Umstände im Leben zu bewältigen. Das Negative und das Positive sind zwei Begriffe, die man nehmen kann und sich dazwischen einfach mal bewegen. Die logische Erklärung dafür ist die Tatsache, dass es das Negative nicht ohne das Positive geben kann.

Gäbe es nur das Positive, (als absoluten Begriff), also das Schöne, das Angenehme oder das Unproble-matische dann könnte man nicht unterscheiden, ob das wirklich positiv, angenehm oder unproblematisch ist, was man erlebt, weil es keine Vergleichs-möglichkeiten gibt.

Wir befinden uns immer irgendwo dazwischen! Für einen Menschen im Irak, der seine Familie durch einen Bombenanschlag verliert, ist das Negative in einer Schmerzgröße, die wir hier kaum ermessen können. Für uns sind unsere Schmerzempfindungen allerdings die Größten, weil sie uns betreffen. Ja, unsere negativen Erlebnisse sind auch verbunden mit dem was folgt... verbunden mit schmerzfreien und schönen Erlebnissen. Darauf muss man sich wirklich konzentrieren! Die angenehmen Dinge der Gegensätze zu erleben und zu denken!

Natürlich wird man das Unangenehme nicht vergessen können, auch eben weil wir es als Meßstab für die angenehmen Gefühle einfach brauchen.

Ja, das tröstet???!! Dies ist vielleicht zu viel Theorie?

...dennoch, unangenehme Ereignisse lassen sich nur durch Überlegungen und Hinwendung zum Schönen aus der eigenen Gedanken-Welt schaffen. Wenn man Menschen findet, die nicht Gewalt vertreten, die sich der Kunst, der Kultur und einem Lebensstil zuwenden, der einfach Spaß macht, dann verlieren sich die negativen Gedanken...


          Ich liebe, dass ich lebe
          und bin beglückt dabei
          wonach ich wirklich strebe
          ist fast mehr eins als zwei


          Ich lieb` Gesundheit, Lachen
          ich liebe Scherz und Spaß
          ich lieb` das "einfach machen"
          ich lieb` das gute Maß.


          Ich liebe auch die Liebe
          sie selbst und das drum rum
          Ich liebe auch mich selber
          bin ich denn deshalb dumm?


          Ich liebe Einsamkeit und Fülle
          Ich liebe all` der Menschen Sein
          Ich habe gern die sanfte Hülle
          und möchte Seien mehr als Schein.


          Ich liebe, welch ein Hochgenuss
          Genügsamkeit im Überfluss
          und fällt mir dazu nichts mehr ein
          so will ich einfach Mensch nur sein.


          Trebron Ekaas 05/2001






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