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Cover... Episoden... Entscheidungsvielfalt... Beginn...
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Telefon... Die duale Theorie... DavorDanach... Gemeinsame Reise...
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Kennen lernen



Durch die schmale Häusergasse konnte man in einen Innenhof kommen, in dem sich ein minikleines Cafe eingerichtet hatte. Der Innenhof war etwas tiefer gelegen, so ungefähr eine Tischhöhe tiefer, wobei es in diesem Areal noch ein kleines, wiederum tiefer gelegenes Rundell gab, welches einen Grill und die dazugehörigen Gerätschaften aufnahm.

Nun, dies kleine Cafe war ein angenehmer und reizvoller Anziehungspunkt für die Bremer und auch für die vielen Touristen, die aus einer Vielzahl von verschiedenen Ländern kamen und dieses Kleinod an Baukunst besichtigen wollten. Die Plätze waren ziemlich besetzt, ausser an meinem Tisch waren noch zwei Stühle frei.

"Ist hier noch ein Platz frei?"

Die schlanke, junge Frau mit ihrem wuschelig lockigem, blondem Haar hatte scheinbar keine Scheu dies zu fragen. War ich nun ein Mensch, den man das ruhig fragen konnte weil ich so vertrauensvoll aussah oder war es einfach ein beschwingtes Gefühl des Reisenden, der sich in fremder Umgebung freier verhielt als zu Hause, oder nur, weil ja sonst nichts mehr frei war?

"haupitzkapuu... Entscheidung!"

"Natürlich, gerne. ...nehmen sie doch Platz wo sie möchten!" sagte ich zuvorkommend und etwas überrascht.

Die Stimme dieses wirklich aparten Wesens hatte eine so unterschwellige Fröhlichkeit, das ich meine Überlegung, ob ich der Anziehungsgrund für dieses Platz nehmen war, schnell beiseite schob. Es waren ja auch nur noch diese Stühle frei. Höchstwahrscheinlich war diese bewegliche Menschenfrau innerlich so gut gestimmt, als das sie in vielen Lebenslagen so offen reagieren würde. Ich würde es ihr wünschen.

Weshalb gab es auch diese allgemeine menschliche Scheu an einem Tisch Platz zu nehmen an dem schon jemand saß? Schon irgendwie eine norddeutsche Eigenart?, Ich weiß nicht recht!
Irgendwie hatten manche jüngere Menschen mit der Inbesitznahme von Sitzplätzen weniger Zurückhaltung und setzen sich einfach, oder fragten ziemlich nebenbei. Vielleicht auch aus Scheu, so nebenbei mal hinsetzen, aber eigentlich sich innerlich fürchterlich schämen! Es hatte eben wohl doch mit der Berührungs-Intim-Zone zu tun, die jedes Lebewesen als Schutzwall um sich herum trug? Die meisten waren wohl schutzanfällig?

Die Bedienung in diesem kleinen Cafe war zu dieser Nachmittags-Zeit trotz des guten Gastbesuchs nicht so sehr angespannt. Sie kam jetzt an unseren Tisch und fragte was sie für die junge Frau tun könnte.

"haupitzkapuu... Entscheidung!" .eine Frage zu einer Entscheidung...

"Ich hätte gerne einen Tee und ein kleines Stück trockenen Kuchen" sprach sie frisch in ihrer leisen aber gut vernehmbaren Stimme.

"haupitzkapuu... Entscheidung!" wieder eine Entscheidung...

"Darjeeling, Broken Island, Earl Grey, oder? Kännchen oder Tasse?" fragte die kleine Bedienungsfrau.

"haupitzkapuu... Entscheidung!"

"Earl Grey im Kännchen wäre schon sehr gut! Danke!"

Was auch immer in einem solchen Bestellgespräch gesprochen wurde, es machte manches Mal deutlich, wie die einzelnen Menschen gestimmt waren. Diensteifrig, überzogen freundlich, abweisend oder natürlich frisch und wie ein solches Gespräch begann, so wurde auch die Stimmung gut oder weniger gut. Dieses Gespäch war nicht sonderlich wortreich, dennoch nicht unbedingt unfreundlich. Ständig stand allerdings die Wechselbeziehung von immer neuen Entscheidungen im Hintergrund, wenn auch nicht bewußt, dennoch immer allgegenwärtig.

Ich blickte zurückhaltend auf ihr leicht gebräuntes Gesicht, vollzog einen ganz schnellen Blick abwärts auf Halsbeuge und Schulter und hatte die ersten Eindrücke schon gesammelt ehe sich ein Gespräch eröffnete.

"haupitzkapuu... Entscheidung!" Ich wollte mich entscheiden zu fragen...

"Sie sind hier zu Besuch?" fragte ich zurückhaltend, auch weil ich nicht den Eindruck vermitteln wollte ich würde zwangsläufig ein Gespräch aufdrängeln, weil es sich zufällig ergeben hatte mit einem Menschen an einem Tisch zu sitzen zu dem sich zumindestens oberflächlich ein gewisse Sympathie ergab.

"haupitzkapuu... Entscheidung!" Sie hatte entschieden zu antworten...

"Ja, ich mache hier eine kurze Stippvisite, so eine Art Zwischenstation in meiner Urlaubsreise durch Deutschland."

Ich hatte schon vielfach Gespräche mit anderen Menschen in solchen Situationen angefangen und war eigentlich fast niemals über eine Zeitspanne von vielleicht 30 Minuten hinausgekommen, eben "small talk" (schmales Gespräch) wie man im deutsch- englischen Kauderwelsch so von sich gab.

Das ich schon allein in dieser Zeit im Cafe riesige kleine und große Entscheidungen getroffen hatte wurde mir eigentlich nicht direkt bewußt, doch ich wollte mir dieses offener bewußt machen um immer wieder auch meine Philosophie, des Dualismus, also der Bewegung allen Seins, klar zu machen, wehalb auch immer. Hierin wollte ich prüfen, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den verschiedensten Lebensfragen und dem Dualismus gibt.

Ich habe nicht vor, jede Entscheidung mit "haupitzkapuu" jetzt zu kommentieren, doch zum sensibel machen für dieses dualistische Prinzip ist es einfach wichtig zu Beginn einer Geschichte zu verstehen, das jede unserer Entscheidungen mit einer Bewegung verbunden ist. Ohne geht es einfach nicht!

"haupitzkapuu... Entscheidung!" Ich wollte weiterfragen...

"Oh", sagte ich leicht interessiert, "sie fahren durch Deutschland?!"

"ja", Deutschland als ein Möglichkeit mal etwas mehr aus meiner Heimat kennenzulernen! Natürlich kann ich nicht alles auf einmal und sicher niemals alles insgesamt kennenlernen!"

"Ja, da gibt es kaum eine Chance, alles kennenzulernen. Ich vergesse wahrscheinlich bei einem solchen Versuch die ersten Stationen meiner Reise, wenn ich zwanzig Stationen durchreist bin", lachte ich etwas verlegen.

"nun", sie zog die Augenbrauen ein wenig hoch und ihre Nase kräuselte sich,"ich wollte auch nicht unbedingt alles behalten, sondern nur die wirklich für mich wichtigen Eindrücke, aber, was wichtig ist, das werde ich vielleicht nicht sofort erkennen können!"

Sie lächelte ein wenig, wie selbst amüsiert und freute sich wohl doch über dieses kleine Gespräch über ihre Reise.

"Was machen sie denn hier?"

"Ooch, ich?" ...ich bin gerade mal hier um ein wenig zu entspannen, also, etwas Tee trinken, ein Stück Kuchen essen und über manche Gegebenheiten nachdenken!"

"Was arbeiten sie denn so?"

"Nun, ich habe, egal wem Dank sein, die Arbeit für das tägliche Existieren aufgeben können und mache das, womit ich mir eine innerliche Zufriedenheit schaffen kann!" "Nicht das ich Millionär bin..., aber es reicht für etwas Leben!"

Die Art, wie sie auch diese Kleinigkeiten in unserem Dialog ausdrückte, fand ich sehr interessant. Ich hatte immer das Gefühl bei jeder Frage die sie stellte und bei jeder Antwort könnte noch soviel an Neuem folgen. Ich war darüber richtig erfreut! Das ist so selten!

"...das ist ja ein idealer Zustand!" sagte sie in ihrer zurückhaltenden, aber sehr klaren Art, etwas zu sagen.

"Ja, das ist sicher ideal, hat aber eben auch seine Seiten über die man nachdenken muß, alles ist nicht nur schön, es gibt auch die anderen Seiten!"

"Sicherlich, die Welt ist nicht nur schön!"

Der Tee kam und ein Stück trockener Zupfkuchen.

"Ja, danke sehr!"

"Ich wünsche ihnen guten Appetit!" lächelte die sehr nette kleine dunkelhaarige Bedienungsfrau und entschwand. "...sie müssen den Tee noch ein wenig ziehen lassen, weil der Beutel erst ganz kurz drinne ist!" rief sie etwas aus dem Hintergrund.

"Danke, das mache ich!"

"Sie reisen alleine?" fragte ich, auch mit dem Hintergedanken zu erfahren, ob es da noch einen Anhang gab.

"Ja, mein Mann muß leider arbeiten, aber er hat auch nicht so viel Interesse an Städtereisen, deshalb fahre ich auch gerne alleine, also, etwas ungestört!" Sie lächelte mit einem zart ironischen verziehen ihrer Unterlippe, aber nicht enttäuscht oder vielleicht böse.

"Ja, da gibt es sicher einen Haufen an Interessen die der Partner nicht unbedingt teilen will. Ich habe da wahrscheinlich genau die gleichen Bedingungen. Ich mache mir da aber keine großen Probleme, wenn man sich abgestimmt hat."

Nichts, was ich in diesem Moment dachte war näher, als diese junge Frau noch einmal wieder zu treffen. Wie anstellen, um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen?

"Kommen sie denn noch mal wieder nach Bremen?" Ich fragte etwas platt, und ich wußte das in dem Moment, als ich die Frage gestellt hatte.

"haupitzkapuu...!"

Ihr leichtes Lächeln brachte mich in eine kleine euphorische Stimmung. "Ja, nach Bremen?, ich weiß noch nicht, aber es könnte schon möglich sein!"

"Wieso?"

"haupitzkapuu...!"

"ach, ich könnte mir schon vorstellen ein wenig mit ihnen weiter zu plaudern, also so ein kleines weiteres Fortsetzungsgespräch zu beginnen, also... irgendwie mal was anderes zu machen...!"

"..vielleicht?"



Kapitel fertig








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